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Seil und mehr

Seil und anderes für Bondage


1. Wie baut man einen Nasenhaken? (Galerie)

2. Arten von Seil - wie man damit umgeht, wie es behandelt wird und mehr ...

2.1. Das Seil



In der japanische Bondage-Tradition gibt es eigentlich nur zwei Arten von Seil, die als Standard anerkannt sind: Hanf- oder Juteseil (5 bis 6 mm Durchmesser, dreischäftig oder als neue Variante mit angeblich höherer Bruchlast auch vierschäftig gedreht). Einige japanische Hersteller von Juteseil legen in die Stränge einen Rayon-Faden, der größere Reißfestigkeit gewährleisten soll.
Das meiste in Europa verkaufte Seil wird auch dort hergestellt. Siel, dass aus normalen Seilereien kommt, halten sich an die Din Norm (DIN EN 1261), die bei 6 mm Seil (dreischäftig fest gedreht) eine Bruchlast von 260 daN (Dekanewton) - entspricht etwas mehr als 260 kg - vorschreibt.

Von der Rolle als Meterware gekauft, ist Hanf und Jute ziemlich preiswert. Am anderen Ende der Preis-Skala ist original japanisches Seil, welches über einige ausgewählte Verkaufsstellen zu erwerben ist. Nach meiner Einschätzung unterscheidet sich gutes japanisches Seil und gutes europäisches Seil in der Qualität und Handhabung nur unwesentlich, macht aber sicher vom Gefühl her etwas mehr her. Zu beachten ist, dass japanisches Seil durch die lockere Verdrehung der Seilstränge deutlich empfindlicher ist. Außerdem gibt es bisher keine definitive Bestätigung, dass das japanische 6-mm-Seil, welches eher einen Durchmesser von 5,5 mm hat, eine fest definierte Bruchlast hat. Aus Sicherheitsgründen sollte man daher für das Haupthängeseil lieber europäisches Normseil verwenden.
Andere Durchmesser als 5 bis 6 mm sind auch vorstellbar, wobei dünneres Seil von einigen Fesslern für Brust-, Kopf- und Penis-Bondages genommen wird (dies ist eher eine Frage der Ästhetik), dickeres Seil erweist sich bei japanischen Bondages schnell als unhandlich, da etwa Wicklungen und Knoten viel dicker ausfallen.
Diejenigen, die es eher exotischer mögen und etwa Sisal- oder Kokos-Seil benutzen möchten, haben sehr schnell das Problem der Hautirritation, da diese Art von Seilen viel rauher als Hanf oder Jute ist. Außerdem ist die Bruchlast dieser Seile deutlich geringer, daher eignen sich diese nicht für Hänge-Bondages.
Natürlich ist es auch möglich Seile aus Baumwolle (keine definierte Bruchlast - daher nicht für Hänge-Bondages zu benutzen) oder Kunstfaser zu benutzen.
Wer nicht gleich fesselfertige Seilsets kauft und sein Hanf- oder Juteseil selbst so vorbereiten will, dass es anschmiegsam und weich ist, muss einiges an Zeit und Energie aufwenden, hat aber dafür Seile, zu denen man wirklich ein sehr persönliches Verhältnis hat.
Man sollte sich vorher überlegen, ob einem das Fesseln diesen Aufwand wert ist.
Bei der Auswahl des richtigen Seils sollte man sich von seinen Sinnen leiten lassen, denn Hanfseil riecht anders als Seil aus Jute, es fühlt sich anders an und sieht anders aus.
Für diejenigen, die sich ihre persönlichen Seile selbst machen wollen, habe ich hier ein paar Tipps zusammengestellt.


2.2. Möglichkeiten der Seilbehandlung

Die nasse Methode sollte man bei sehr fest gedrehtem und hartem Hanf-Seil verwenden. Zuerst prüft man das Seil auf grobe Verunreinigungen (Spelzen und Ähnliches entfernen) und Unregelmäßigkeiten (unregelmäßig gedrehte Stücke nicht benutzen). Wenn man das Seil ungeschnitten weich kocht, hat man hinterher ein ziemliches Wirrwarr, welches sich bei nassem Seil schwer entwirren lässt, denn das Seil wird durch die Wasseraufnahme starrer, dicker und kürzer.
Daher sollte man das Seil als erstes konfektionieren, das heißt, dass man das Seil in Stücke schneidet, die die gewünschte Länge haben. Die Enden des Seils werden mit einem einfachen Überhandknoten gegen ein Aufdröseln der Seilstränge gesichert. Die geknoteten Enden bilden so eine Art Knopf, der fixiert werden kann, sobald Seillagen eine Art Knopfloch bilden, durch den der Knoten dann geschoben werden kann.
Die Standardlänge für Seile, die ich in meinen Bondage-Sets benutze, beträgt acht bzw. neun Meter. Manch japanischer Fessler hat auch ein paar kürzere Seile in seinem Set, weil das gerade bei Performances oder Fotoshootings praktischer sein soll.
Es gibt zwei Philosophien, nach denen man die Länge des Seils bemessen kann. Bei der einen geht man von dem/der Passiven aus. Hier gilt, die Seillänge eines Seils sollte bei doppelt gelegtem Seil ausreichen, eine Handfesselung hinter dem Rücken zu machen und dann noch zweimal das Seil um Oberkörper und Arme führen zu können. Dabei sollte noch genug Seil übrig sein, um das Ende zu befestigen.
Die andere Philosophie (die eher der japanischen Tradition entspricht) geht vom Aktiven aus, der in der Lage sein soll, die Seile möglich schnell und effizient zu bewegen. Wenn man das doppelt gelegte Seil nochmal doppelt nimmt, das Seil zwischen den gestreckten Armen hält von Mittelfingerspitze zu Mittelfingerspitze, dann passt das 8-Meter-Seil in etwa dazwischen. Damit kann der Aktive also mit zwei Armbewegungen fast das ganze Seil durchziehen, was sich natürlich auf die Schnelligkeit des Fesselns auswirkt.
Als nächsten Schritt sollte man das Seil doppelt nehmen und es so irgendwo befestigen. Wer Seilzöpfe machen kann, kann dies stattdessen tun. Dann dreht man das Seil so fest es geht zusammen. Dabei kann man z.B. einen Kochlöffel als Drehhebel benutzen. Diese Prozedur wiederholt man in der anderen Richtung. Jetzt das Seil durch einen Karabinerhaken oder eine Öse mehrmals unter möglichst großem Zug hin und her bewegen, dabei bietet es sich an, es sich nicht nur einfach durchzuziehen, sondern es in einer Doppelschlaufe durch die Öse laufen zu lassen.
Jetzt kommt das Seil in die Waschmaschine - Kochwaschgang. Damit es sich nicht verheddert, sollte man das Seil aufgerollt in einen Wäschebeutel oder einen alten Kopfkissenbezug packen (maximal 4 Seile pro Beutel). Man sollte ein mildes Waschmittel verwenden. Hanf-Seil wird übrigens durch das Waschen heller.
Das Seil muss in Ruhe trocknen, am besten in Raumtemperatur. Das kann bis zu fünf Tagen dauern. Auch wenn es sich nach zwei Tagen außen trocken anfühlt, ist es innen immer noch feucht. Um die Spannung in den Seilwindungen zu erhalten, bietet es sich an das Seil auf Zug aufzuspannen. Das kann man machen, indem man es um Stuhl- oder Tischbeine wickelt und sobald es während des Trockungsprozesses durchhängt, wieder nachspannt.
Nach dem Trocknen nimmt man sich einen kleinen Gasbrenner (Gasherd, Gasfeuerzeug) oder Campingkocher (auf Standsicherheit achten), die Flamme sollte auf Minimum eingestellt sein. Jeweils 30 bis 40 cm des Seils zwischen den Händen spannen und in mittlerem Tempo zügig durch die Flamme ziehen. Die oberflächlichen feinen Partikel werden abgebrannt, das Seil selbst darf nicht anbrennen. Dabei sollte man gut lüften oder besser noch eine Maske tragen.
Das Seil jetzt mit einem feuchten Lappen abreiben und trocknen lassen.
Danach nimmt man Babyöl, Neoballistol, Nerzöl oder ein ähnliches nicht verharzendes Öl und reibt jeweils ein paar Tropfen (einfach auf ein Baumwolltuch geben) in das Seil ein. Während dieser Prozedur kann man nochmal auf herausstehende Spelzen achten, die man restlos am besten mit einer Pinzette entfernen sollte.
Das Seil für ein paar Tage ruhen lassen. Jetzt sollte das Seil gebrauchsfertig sein.
Durch häufigen Gebrauch wird es immer anschmiegsamer und weicher. Stichwort: Hautfett

Die „trockene Methode“ bietet sich bei sehr weichen Hanfseil-Sorten und bei den meisten Jute-Seilen an.
Aber auch hier gilt, neu gekauftes Seil von der Rolle vor Benutzung am menschlichen Körper zu waschen. Damit kann man sicher sein, dass Chemikalien, mit denen das Seil behandelt wurde oder Schmutz entfernt werden. Waschen kann man das Seil bei 60 Grad mit Feinwaschmittel in der Waschmaschine. Danach sollte man es zum Trocknen aufspannen und es ein paar Tage trocknen lassen (siehe oben).

Manche Seilsorten (wie etwa unser Master’s Choice aus Hanf oder die Shibari-Jute) sind so weich, dass man sie auch im Fesseln "einwohnen" kann. Egal ob gewaschen oder roh, die weitere Behandlung des Seils erfolgt wie bei der nassen Methode. Durchbewegen, Abflämmen, Ölen!

Sollte das Seil mal verschmutzt sein, kann man es wieder in der Waschmaschine waschen. Besser noch ist es, nur die verschmutzte Stelle einzuweichen und dann auszuwaschen. Danach gut durchtrocknen lassen, nochmal abflämmen und ölen. Seil dass durch den Schritt oder durch den Mund des Gefesselten gezogen wurde, kann man auch einfach im Handwaschbecken mit etwas Flüssigwaschmittel waschen.
Mir ist klar, dass das alles sehr aufwendig klingt, aber das Ergebnis wird jeden entschädigen, der diese Prozedur auf sich nimmt. Von der Weichheit fühlt sich Hanfseil nach der Behandlung eher wie grobe Schurwolle an und ist damit kuscheliger als jedes Nylon- oder Baumwollseil. Man kann es sehr schnell durch die Hände gleiten lassen oder am Körper des Bondage Opfers entlang, ohne dass es sofort zu Seilbrand kommt. Jute fühlt sich eher ein bisschen wie Rohseide an, wenn es eingewohnt ist.

Neulich hat jemand zu Recht erwähnt, dass durch die Bearbeitung des Seils etwas von der Buchlast verloren geht. Das ist aber marginal und spielt keine wesentliche Rolle. Immerhin wird das Seil ja auch in der Seefahrt benutzt und da muss es ja auch halten, was angesagt ist. Wichtig ist, dass das Hängeseil, dass die Hauptlast trägt, immer hundertprozentig ist. Das sollte daher auch regelmäßig gecheckt werden und wenn irgendwas uneben ist oder eingerissen, hat es als Hängeseil seine Lebenszeit erreicht.

Tipp: Um das Seil nach einem Kontakt mit Körperflüssigkeiten zu sterilisieren, kocht man es in einem Schnellkochtopf, der eine höhere Kochtemperatur erreicht, etwa 45 Minuten. Danach die übliche Trockenprozedur durchführen und eventuell etwas nachölen.
Blut entfernt man indem man das Seil möglichst umgehend für 3 Stunden in kaltes Wasser legt und es dann lauwarm auswäscht. Bei Wachsflecken nach Kerzen-Spielen benutzt man möglichst heißes Wasser um das Wachs weich zu machen, dann kann man es entfernen.

2.3. Aufbewahrung und Pflege

Seil zum Fesseln ist für die meisten Leute mehr, als einfach nur irgendein Seil. Manch japanischer Fessler ist sogar der Meinung, dass man das Fessel-Seil ehren müsse. Daher verbietet es sich das Seil nach Benutzung in einem wirren Knäuel für die nächste Fesselung liegen zu lassen. Da Hanf- und Jute-Seile Naturprodukte sind, mögen sie es nicht, wenn man sie zu lange in der Sonne liegen lässt. Auch zu große Temperaturunterschiede wirken sich nachteilig auf die Seilstruktur aus. Und wenn man das Seil feucht in eine Plastiktüte packt, kann es zu schimmeln anfangen.
Am sinnvollsten ist es daher, das Seil nach Gebrauch aufzuschießen, das heißt aufzurollen und es zusammen mit dem restlichen Set in einem Baumwollbeutel gegen Staub geschützt aufzubewahren. Man kann sich natürlich auch eine Hakenleiste in die Wand dübeln, an der dann die Seile einzeln griffbereit hängen. Manch einer hat auch eine Seiltasche oder ein Japanisches Einpacktuch (wird ähnlich benutzt wie die Tücher der Wandergesellen), weil man das Seil ja auch mal auf Partys mitnimmt und es in Seiltasche oder Tuch gut aufbewahrt ist für die nächste Fessel-Session.

Außerdem gehört in jedes Set ein sicheres Schneidwerkzeug (EMT-Schere oder anderes Gerät mit einer stumpfen Unterkante, damit die Haut beim Schneiden nicht verletzt wird. Bitte testen, ob das Werkzeug problemlos mit einem Schnitt ein 6 mm Seil durchneidet.

Nach ausgiebigem Fesseln sollte man sich seine Seile sehr genau anschauen, denn manchmal reißen einzelne Fasern oder aber die Seile bekommen eine ungleichmäßige Struktur. Sobald ein Seil auch nur den Ansatz eines Schadens hat, darf es nicht mehr als Haupthängeseil verwendet werden, aber Bondage am Boden kann man natürlich auch mit leicht geschädigtem Seil machen. Nach meiner Erfahrung lebt ein regelmäßig stark durch Suspensions beanspruchtes Seil etwa ein Jahr, danach ist es nicht mehr sicher und sollte gegen Neuware ausgetauscht werden, auch wenn noch kaum sichtbaren Fehler zu sehen sind.
Bei locker gedrehtem Seil wie etwa japanischer Jute kann es passieren, dass die drei Seilstränge aus denen das Seil gedreht ist, kurz vor den Endknoten ungleichmäßig werden. Das sieht dann nicht so toll aus, aber ist eigentlich kein Stabilitäts-Problem, denn die Enden sind meist am wenigsten belastet. Man kann dieses Problem beheben, indem man den Endknoten öffnet, das Seil so verdreht, dass es wieder gleichmäßig ist und den Knoten neu setzt. Die dann ungleichmäßigen Enden der Seilstränge sollte man mit der Schere angleichen.

2.4. Noch ein paar Anmerkungen allgemeiner Art

Natürlich ist es möglich Bondage auch mit Zwangsjacken, Ledermanschetten, Ketten oder Handschellen zu machen. Daher braucht man als Bondage-Freund nicht zu einem Seilartisten zu mutieren. Es gibt KEIN richtiges Bondagematerial, solange die Utensilien vom Aktiven so benutzt werden können, daß es nicht zu versehentlichen Verletzungen kommt.
Normalerweise haben Handschellen recht harte Kanten, daher sollte man nicht zu stark an ihnen ziehen, die Nerven und die Haut des Opfers werden es einem danken. Von Zeit zu Zeit sollte man Bondage Equipment aus Metall mit etwas Öl behandeln (empfehlenswert ist Ballistol). Ein zweiter Schlüssel für alle abschließbaren Teile sollte immer an einem bekannten Ort aufbewahrt werden, falls der erste mal verlegt wird.
Ledermanschetten und alles andere aus Leder sollte von Zeit zu Zeit mit gutem Lederwachs behandelt werden, damit das Leder nicht brüchig wird.
Wer nur Ketten zur Bondage benutzen will, sollte vorher überprüfen, ob die Kette irgendwo (z.B. an den Schweißnähten) scharfe Kanten hat. Verletzungsgefahr! Ketten sind das ungemütlichste Bondagematerial, weil sie so unnachgiebig sind und die haut sich leicht zwischen zwei Kettengliedern eingeklemmt wird. Daher ist es besser, Ketten eher zusammen mit Ledermanschetten zu benutzen. Natürlich kann man noch sehr viel mehr zu diesem Thema sagen, aber hier soll keine Neuauflage des Bondage Handbuches entstehen.
Copyright by Matthias T. J. Grimme, www.bondageproject.com

(Aus "Japan-Bondage - Das Bondage Handbuch Spezial - Charon Verlag 2010")

Tips zur Seilpflege als Adobe Acrobat Dokument (PDF) herunterladen!(82 kb)


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