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Bericht von einer Session mit dem Drachenmann

 

 

Gefühle beim Fesseln

Ich bin kein Rope-Bunny. Bondage hat mich immer fasziniert. Es ist ästhetisch und ich fühle mich gerne wehrlos. Es hat sich nie ergeben. Als devote Masochistin gehöre ich eher in den D/s- und SM-Bereich des BDSM. Mein Herr fesselt nicht so gerne. Er mag es, wenn ich genug Bewegungsfreiraum habe, um ihm angemessen zu dienen. Ich hatte nie das Gefühl, es würde mir etwas fehlen. Doch als meine erste Bondage-Erfahrung bevorstand, habe ich mich sehr darauf gefreut. Er hat mich in geübte Hände gegeben, um mir dieses Erlebnis zu schenken.

Es ist jemand, der sehr genau weiß, was er macht. Er ist locker, offen und sympathisch. Ich vertraue ihm und natürlich auch seinen Fähigkeiten absolut. Trotzdem bin ich mir noch einer anderen Tatsache bewusst: Ich bin nackt bei einem fremden Mann. Noch vor einem Jahr hätte ich mich dafür geschämt, doch dieses Schamgefühl ist auf meiner Reise abhandengekommen. Ich habe meinen Körper kennengelernt, seit ich meine ersten vorsichtigen Schritte in die Szene gewagt habe und ich mag ihn mit allen Fehlern und Schwächen.

Mittlerweile genieße ich meine Nacktheit vor angezogenen Männern. Vollkommen entblößt wird mir klar, dass Kleidung eine Form von Schutz ist. Sie bietet mir die Möglichkeit mich selbst, oder zumindest einen Teil von mir, zu verbergen. Nackt zu sein bedeutet Ausgeliefertsein. Die Sympathie und das Vertrauen geben mir die Sicherheit, um entspannt zu bleiben. Durch meine Erfahrungen habe ich gelernt mich zu öffnen. Gedanken abzuschalten. Mich fallenzulassen.

Gleich wird das Seil mich bekleiden. Er führt es und ich folge. Ich soll in eine Position, in der ich mich wohl fühle. Also knie ich mich auf den Boden. Dann fängt er an zu fesseln. Er sitzt vor mir. Angezogen. Obwohl ich aufgeregt bin, lasse ich mich weich und anschmiegsam werden. Konzentriere mich darauf, meinen Körper einfach nur wahrzunehmen und die Fremdbestimmung zuzulassen.

Mit erfahrenen Händen zeigt er mir, wie ich mich halten soll. Seine Bewegungen sind schnell und gekonnt. Er ist sehr anmutig. Wie ein Raubtier. Fast merke ich gar nicht, was mit mir geschieht. Das Seil gleitet über meine Haut. Es ist warm und weich, aber auch unnachgiebig. Mit jedem Knoten gebe ich die Kontrolle über meinen Körper etwas mehr ab. Er zieht es stramm und die Fasern dringen in mein Fleisch. Ganz ohne einzuschneiden. Ich wundere mich etwas darüber. Obwohl es so eng um meinen Körper liegt, ist es in keinem Moment unangenehm. Ich fühle mich gebunden und im Gebundensein geborgen.

Langsam beginne ich die Berichte zu verstehen. Die Fesseln machen frei. Frei, nicht wählen zu müssen. Frei, nicht handeln zu müssen. Frei, einfach nur zu erleben. Die Begrenzung der Möglichkeiten lässt eine Welt, die uns vorgaukelt grenzenlos zu sein, für mich weniger kompliziert erscheinen. Ich spüre die Knoten. Meine Glieder in ungewohnten Positionen. Ich brauche sie nicht mehr kontrollieren, denn das macht er jetzt mit dem Seil. Es ist ein Mittel zur Kommunikation. Ein ganz neues Medium, das Spannung erzeugt. Zwischen dem, der fesselt und dem, der gefesselt wird. Die ganze Zeit bleiben wir in Kontakt. Durch Berührungen, durch Blicke, durch Wortwechsel und natürlich durch die Seile.

Meine Hände sind gefesselt. Meine Arme. Mein ganzer Körper. Überall nehme ich die festen Fasern des Seils und die Knoten darin wahr. Es fühlt sich gut an. Er steht über mir. Noch immer angezogen. Mit gespreizten Beinen knie ich vor ihm. Nun ist wirklich nichts mehr vor ihm verborgen. Ich blicke zu ihm auf. Ein Seil führt zwischen meinen Schenkeln hindurch. Ich versuche meinen Körper so anzuspannen, dass es etwas tiefer dringt. Es gelingt mir. Das fühlt sich noch besser an und ich gebe mich dem Gefühl ganz hin. Kurz vergesse ich in meiner Lust, dass er noch da ist. Meine Augen sind geschlossen. Es gibt nur noch mich und meine Fesseln. Ich drifte in mein Inneres. Winde mich auf dem Boden. Dabei fällt mir auf, dass ich plötzlich liege. In jeder Bewegung erinnert mich das Seil an meine Einschränkung und steigert meinen Genuss. Meiner tatsächlichen Hilflosigkeit werde ich mir jedoch erst bewusst, als ich versuche mich aufzurichten. Sein belustigter Blick ruht dabei die ganze Zeit auf mir. Es gefällt mir, weil es gemein ist. Ich freue mich darüber, dass ich so ungehemmt und schamlos sein kann. Auch das ist Freiheit. Freiheit von gesellschaftlichen Vorgaben loszulassen.

Wie es wohl ist gefesselt zu fliegen? Das möchte ich noch herausfinden. Ich bin schon oft durch Schmerz an meine Grenzen gekommen. Immer war es ein Gegenstand, ein bestimmtes Material, woran ich mich geklammert habe. Etwas, das mich mit der Welt verbindet, während ich im Rausch aus Lust und Leid versinke. Seile scheinen mir dafür wie gemacht: warm, fest und unerbittlich.
Sie schützen mich. Unabhängig von dem, was ich mache, bleiben sie eine Konstante. Ein unumstößlicher Bezug zur materiellen Welt.

Ich bin gerne gefesselt. Je nach Druck ist es ein sanftes Streicheln, eine Stimulation oder beinahe schmerzhaft. Ein schöner Schmerz. Das Seil kann so grob sein in seiner Weichheit. Ich brauche mich nur hingeben. Werde bald sanft, bald wild. Winde mich in den Seilen und lasse mich dann wieder hineinfallen. Gehalten, behütet und bezwungen. Irgendwann bindet er mich wieder los und ich bemerke Spuren auf meiner Haut. In ein paar Augenblicken sind sie verblasst, doch das Gefühl wird bleiben und mich von nun an bereichern.

Serva Anima

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