Letter from Tokyo 11 - Tokyo im Juni 2003
Von Nicole
Endlich war es soweit, Matthias aka Drachenmann, Capricious
und ich machten uns auf die lange Reise nach Tokyo, im Handgepäck
jede Menge Seil, Kerzen und gute Laune.
Capricious und ich waren sicherlich um einiges aufgeregter als Matthias,
da wir Beide das erste Mal nach Japan flogen.
Zwar freuten wir uns auf die Shows, die schon seit längerem geplant
waren (und von Osada Steve auf Flyern in Tokyo beworben wurden), aber
wir wollten uns natürlich auch die Stadt Tokyo ansehen, die Tempel,
die vielen schönen (oder etwas kitschigen) Marktstände in
Asakusa und bekannte Stadtviertel wie Shibuya, Ueno und Harajuku.
Durften wir uns am ersten Abend noch von der doch recht anstrengenden
Reise erholen, so hatten wir gleich am nächsten Tag eine Show auf
der Department-H, der wohl größten regelmäßig
stattfinden Fetisch- und SM-Party in Tokyo, die in einem ziemlich netten
und mit ca. 500 Besuchern recht vollem ehemaligen Kino war.
Die Shows, die dort einmal im Monat stattfinden, sind recht unterschiedlich
und dienen oft als Werbung für einzelne Clubs und Veranstaltungen,
diesmal gab es eine Mischung aus Tanzshow und erotischen Darbietungen.
Die Stimmung war den ganzen Abend bei den Besuchern recht ausgelassen
(Wie auf einem Kindergeburtstag! – so nannten wir es) und man
sah neben eher langweiliger Freizeitkleidung (Kein Dresscode) auch viele
fantasievolle Kostüme in allen Farben.
Später am Abend waren wir mit unserer Bondageshow dran, zeitlich
leider beschränkt und ohne Bondagegestell und so zeigten wir Bondages
im Knien und einige kleinere Spielchen mit Klammern, Wachs und Sicherheitsnadeln.
Unsere Performance kam sehr gut an, und wir nutzen die Gelegenheit für
unsere größeren Auftritte „East meets West“ und
eine Show im „Loft Plus One“ Werbung zu machen.
Bei so einem guten Start freuten wir uns noch mehr auf die kommenden
Tage und vor allem Nächte, denn es sollte nicht nur bei den eben
genannten Shows bleiben. In Aussicht hatten wir noch mehrere kleinere
Auftritte, teilweise im Studio Six (dem kleinen Studio von Osada Steve,
unserem Gastgeber. Dort schliefen wir auch unter dem Bondage-Gestell),
in Randa Mais Bar (Eine winzige SM-Bar mit einem stabilen Haken in der
Decke) und einem weiterem SM-Club.
Sehr interessant fand ich die Diskussionen die sich ergaben, wenn man
versuchte, japanische Modelle mit uns zu vergleichen.
Die japanischen Modelle spielen, wie es von ihnen erwartet wird, die
Rolle der leidenden „Opfer“, die sich unter den Schmerzen
der meist harmlosen Effektpeitschen winden.
Bei uns ist alles „echt“ und so haben Capricious und ich
nicht selten über Steves Kommentar geschmunzelt, wenn er von dem
„eisenharten Drachenmann“ sprach.
Aber wieder zurück zu den Shows. Am besten gefallen hat mir „East
meets West“ im Tokyo Jail, sicherlich einer der größten
Bondage Clubs in Tokyo, direkt in Roppongi, dem edlen Vergnügungsviertel
der Stadt.
Wir waren mit zwei Shows dort vertreten, angefangen mit meiner kleinen
Selfbondage, die dann von Matthias als Ausgangspunkt für weiter
Bondages genommen wurde und später am Abend eine Show mit Matthias
und Capricious deren Höhepunkt unser beliebtes Spiel mit den Sicherheitsnadeln
war, bei dem Capricious und ich mit einem Gummifaden zwischen den Sicherheitsnadeln
in unserer Brust verbunden sind und unser eigenes Spiel spielen können.
Sehr beeindruckend fand ich die erotischen Showauftritte der „Jail
Girls“, eine Mischung aus Performance und Tanz durch die Angestellten
den SM-Clubs.
Die Performance von Osada Steve mit Bambi war für mich von besonderem
Interesse, hatte ich doch schon viele Bilder und auch das ein oder andere
Video von seinen Auftritten gesehen, und war gespannt, wie es ist, Osada
Steve live zu erleben.
Der Auftritt im “Loft Plus One“ mitten in Kabukcho, dem
bekanntesten Redlight Distrikt Tokyos war ebenfalls ein Erfolg, hatten
wir doch den Laden ziemlich voll bekommen (entgegen den Erwartungen
von Osada Steve). Neben unseren Shows gab es diesmal ein Interview mit
Osada Steve und dem Drachenmann, bei dem die Zuschauer auch Möglichkeiten
nutzten, um Fragen zu stellen.
Kaum hatten wir uns an die Japaner, die nette Sushi-Bar in Ikebukuro,
die Eis-Kaffees, die 100 Yen-Billigläden und den Trubel der Stadt
gewöhnt, hieß es leider auch schon Abschied nehmen, und mit
wesentlich mehr Gepäck (und natürlich Übergewicht) machten
wir uns auf den Rückflug nach Deutschland.
Es waren wunderschöne Tage in denen wir viel gesehen und erlebt
haben und ich für meinen Teil kann nur sagen, das ich jederzeit
wieder dorthin fliegen würde und wenn es einer von Euch vor hat,
so kann Euch Matthias (mtjg@schlagzeilen.com) sicherlich den einen oder
anderen Tipp geben.